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1. Hormoneinnahme vor Untersuchungen (Werte)

2h nach Einnahme vom SD-Hormon hat man den höchsten Wirkspiegel, d.h. die fT4 Werte können zu hoch gemessen werden. Da wir dieses wissen, schätzen wir die Werte dann entsprechend ein. Um diesbezüglich aber
Diskussionen u. Unklarheiten zu beseitigen würde ich vorschlagen, die Hormone bei Laborkontrolle am Vormittag erst nach der Blutentnahme einzunehmen. Bei einer Kontrolle am Nachmittag, kann das Hormon am Vormittag genommen werden.

S.Weidner, Nuklearmedizin, Inselspital Bern (2011)


2. Swan-Haus, neues Isotopen-Haus, Inselspital Bern

Das neue Gebäude befindet westlich der bisherigen Nuklearmedizin (Eingang 30, Hallerhaus)


Flavia K. hat eine Krebs-OP und Therapie hinter sich. Im Swan-Haus hätte sie es angenehmer gehabt. Ein grosses, gelbes Warnsignal klebt an der Glastüre zur Patientenstation des neuen Swan-Hauses auf dem Areal des Berner Inselspitals. Achtung radioaktive Strahlung! Viele Patienten, die hierher kommen werden, haben Krebs.

Bei Flavia K.* (26) wurde vor zwei Jahren Schilddrüsenkrebs festgestellt. «Als ich die Diagnose bekam, war es sehr unwirklich. In meinem Alter denkt man nicht an Krebs. Ich fuhr zu einem Kollegen. Der sagte nur: ‹Oh Gott, oh Gott, oh Gott, das kann nicht wahr sein.›»

Der Krebs war schon sehr ausgeprägt, Flavia wurde sofort operiert. «Die Schilddrüse liegt gleich beim Nerv der Stimmbänder. Wenn es ganz blöd geht, wacht man auf und kann nicht mehr reden», sagt sie.

Flavia hat ihre Sprache wieder. «Es hat nur eine Seite der Stimmbänder erwischt. Am Anfang konnte ich nicht reden, nicht husten, nicht schlucken. Man lernt es einfach wieder.»

Nach der OP folgte die Radiojonentherapie, um die restlichen Krebszellen in ihrem Körper auszumerzen. «Die Ionen gehen nur an die Krebszellen und zerstören sie. Die Therapie hat eine Erfolgsquote von 97 Prozent», erklärt die stellvertretende Oberärztin Sabine Weidner (46).

Die Patienten schlucken das radioaktive Jod in Kapselform. Durch die Radioaktivität sind sie eine Gefahr für Kinder und Schwangere. Daher müssen sie bis zu sechs Tage isoliert bleiben. Bettwäsche, Kleider, alles wird untersucht, bevor es die Station verlässt. «Die Wände und der Boden sind mit dickem Blei versehen», sagt Weidner, «damit die anderen Abteilungen keine Strahlung abbekommen.»

Flavia geht durch die neuen Räume im Swan-Isotopen-Bau. Sie musste die Strahlentherapie noch in einem Einzelzimmer verbringen. «Die Isolation war immer das Schlimmste», sagt sie. «Ich fühlte mich so eingesperrt und genervt. Dachte, ich will nur hier raus. Das Essen wird in einem Wagen reingeschoben, die Türe geht sofort wieder zu.»

In der neuen Abteilung im Isotopen-Haus gibt es eine ausklappbare Bleiwand, die Ärzte und Pflegepersonal vor der Strahlung schützt und ihnen ermöglicht, länger mit den Patienten zu reden. Ausserdem hat jedes Zimmer ein Bad. Vorher war Duschen unmöglich. Jetzt gibt es eine Abklinganlage, in der das radioaktive Wasser aufgefangen wird. «Wenn ich wieder herkommen müsste, hätte ich wenigstens eine Dusche», sagt Flavia K.

Möglich ist das. Denn der Krebs kann zurückkehren. «Warum, muss man sich eh nicht fragen. Die Natur war noch nie perfekt. Das meint man nur, so lange man nichts hat.»

*Name bekannt

Modernstes Krebszentrum in Bern. Heute wird das Swan-Haus des Inselspitals Bern eröffnet. Hier wird mittels neuster Wissenschaft über Krebserkrankungen geforscht und therapiert. Es ist eine der europaweit modernsten pharmazeutischen Produktionsanlagen.

In Bern werden ab sofort radioaktive Medikamente hergestellt. Damit lassen sich
Tumore viel effizienter bekämpfen. Diese speziellen Medikamente enthalten Isotope, Atome mit speziellen Eigenschaften. Damit können Krebszellen besser diagnostiziert und viel direkter bestrahlt werden. Das gesunde Körpergewebe wird geschont.

Im Swan-Haus ist neu auch die Abteilung für Nuklear-Medizin ­untergebracht. Patienten, die ­direkt im Inselspital mit Isotopen therapiert werden, müssen wegen der leichten Strahlung nicht mehr ihre ganze Zeit in einem ­geschlossenen Zimmer verbringen. Sondern können sich auf der Bettenstation frei ­bewegen.

Blick, 12.01.2012


3. Wenn die Pille in der Dose strahlt

Von Lucia Probst. BZ Aktualisiert am 22.07.2009 

Wer Radioaktivität hört, denkt an Tschernobyl und Atomkraftwerke: Doch radioaktive Stoffe werden auch in der Medizin eingesetzt. Zum Beispiel im Kampf gegen Schilddrüsenkrebs. Beim Hantieren damit ist Vorsicht gefragt.

Ein heikler Moment: Sabine Weidner verabreicht Patientin Margherite J. die radioaktive Pille gegen ihren Schilddrüsentumor. 

Weltweit erst vier Mal
Der Stolz ist Thomas Krause anzusehen. «Das ist ein Diagnosegerät der allerneusten Generation», erklärt der Chefarzt der Universitätsklinik für Nuklearmedizin. Erst vier solche Geräte testet der Hersteller derzeit weltweit. Drei davon in den USA, eines in Bern. «Spect-CT-Kamera» nennt sich das Hightechgerät. Links enthält es eine Röntgenröhre, in der Mitte (hellbeige) eine nuklearmedizinische Kamera. «So lässt sich zum Beispiel in einem Sprunggelenk millimetergenau lokalisieren, wo Problemstellen sind», führt Krause aus. Über eine Million Franken kostet das Gerät. Mediziner aus Europa schauen sich dieses nun in Bern an, während Experten für die letzten Optimierungen sorgen.

Eine solche Pille schluckt man nicht jeden Tag. Denn die Pille ist radioaktiv. Sabine Weidner, stellvertretende Oberärztin für Nuklearmedizin, nimmt den kiloschweren Bleibehälter in die Hände. Sie löst den Deckel vom Plexiglasröhrchen. Und führt dieses an den Mund von Patientin Margherite J. «Das muss alles sehr rasch gehen», sagt Weidner. «So lässt sich die Strahlenbelastung für das Personal gering halten.» Klar auch: Demonstriert wird dies alles nur mit einer Attrappe.

Isoliert im Zimmer

Mit Rollkoffer und ein paar Blumen ist Margherite J. im Inselspital eingerückt. «Kein Zutritt, kontrollierte Zone», heisst es an der Tür ihres Spitalzimmers. Hier wird sie die nächsten Tage isoliert verbringen. Für das Nötigste wird das Pflegepersonal bei ihr vorbeischauen. Doch ihr Mann wird sie nicht besuchen dürfen. Denn sie wird radioaktiv strahlen. Nur wer sich selbstständig versorgen kann, wird hier aufgenommen. Pflegebedürftige können nur im Ausnahmefall behandelt werden, Kinder meist in Begleitung eines Elternteils. Wobei dieser genau instruiert wird, wie er sich schützen muss.

«Ich habe mir meine ‹Lismete› und Handarbeiten mitgebracht, um mir die Zeit zu vertreiben», sagt Margherite J. Vier Wochen ist es her, seit sich die 82-Jährige einen Schilddrüsentumor operieren lassen musste. «Jetzt ist nur noch ein kleiner Teil der Schilddrüse da», erklärt Weidner mit Blick auf ein Farbbild, das vor ihr liegt. Radioaktives Jod soll die bösen Zellen zerstören. Die Dosis ist genau auf die Grösse des Tumorrests abgestimmt.

Wie eine Taschenlampe

Doch nicht nur im Kampf gegen den Krebs, auch für die Diagnose des Tumors waren radioaktive Stoffe zentral. «Man kann sie mit Taschenlampen vergleichen, die uns heikle Stellen aufspüren lassen», erklärt Thomas Krause, Professor und Chefarzt der Universitätsklinik für Nuklearmedizin am Inselspital. Konkret heisst das: Man verabreicht dem Patienten ein Medikament, das mit einem radioaktiven Stoff markiert ist. Das Medikament ist so gewählt, dass es vor allem in die kranken Zellen wandert. Mit Hilfe einer Kamera lässt sich dann dank der radioaktiven Strahlung festhalten, wo die kranken Zellen sind. Diese Methode wird nicht nur für Tumore eingesetzt. Auch Durchblutungsstörungen am Herz oder Gelenkprobleme lassen sich so zum Beispiel analysieren. «Untersuchen wir jemanden, hinterlässt das keine Schäden», sagt Krause. Lasse sich jemand behandeln, sei die Strahlung «erheblich grösser». Doch im Vergleich zu einem Tschernobyl-Opfer verhalte sich das etwa so wie ein Kerzenflämmchen zu einem Waldbrand. «Die Nuklearmedizin hat sich rasant entwickelt», sagt Krause. «Doch wegen der Strahlung bestehen in der Bevölkerung noch immer Ängste.»

Aus Holland gebracht

Vier Tage muss Margherite J. im Spital bleiben. Dann hat sich die Strahlung in ihrem Körper wieder abgebaut. Etwa 200 Franken kostet die radioaktive Pille, die sie heilen soll. Einfach aus dem Medikamentenschrank holen lässt sich diese nicht. Vor wenigen Stunden ist sie per Sondertransport aus Holland eingetroffen. «Das muss alles sehr genau geplant sein», sagt Sabine Weidner. Auch in den Pillen baut sich die Strahlung ab, wenn sie nicht sofort verwendet werden.

«Angst?» Das habe sie bei ihrer Arbeit nicht, sagt Sabine Weidner. Risiken gebe es in der Medizin überall. «Doch wir sind uns dieser sehr bewusst.» Wenn sie aus einem Zimmer kommt, prüft sie immer, ob sie strahlenfrei ist. (Berner Zeitung)

Erstellt: 22.07.2009, 13:17 Uhr